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Alle Sinne nutzen - trotz Blindheit

Die Sehkraft ist nicht der einzige Sinn welche dem Menschen zur Orientierung und Kommunikation zur Verfügung steht. Geht diese Fähigkeit verloren, sind die anderen Sinne gefordert und müssen trainiert und geschärft werden.

Einleitung Blindheit

Altern ist ein Prozess, der als fortschreitender Verlust der physiologischen Unversehrtheit definiert wird. Letzteres führt unter anderem zu funktionellen Beeinträchtigungen des Seh- und Hörvermögens.
Die Einschränkung und der Verlust der Sehfähigkeit und des Hörvermögens haben tiefgreifende Auswirkungen auf alle Lebensbereiche eines Menschen.
Die Stiftung Mühlehalde engagiert sich in interprofessionell sowohl für sehbehinderte und blinde Menschen als auch für Menschen mit einer Gehöreinschränkung oder einem Gehörverlust.

Fachstelle Blindheit und Sehbehinderung

In der Stadt Zürich und schweizweit gibt es viele Organisationen, Vereine und Institutionen, welche Information, Beratung und Unterstützung in Bezug auf Sehbehinderung, Blindheit, Gehöreinschränkung und Taubheit anbieten. Die Fachstelle der Stiftung Mühlehalde ist mit folgenden Institutionen und Vereinen vernetzt:

  • Schweizerischer Blindenbund mit Beratungsstelle Sichtbar Zürich
  • Schweizerischer Zentralverein für das Blindenwesen SZBLIND und die Fachstelle Taubblind
  • Schweizerischer Blindenverband SBV-FSA
  • AccessAbility Zürich
  • Retina Suisse
  • Sehhilfe Zürich
  • Schweizerische Bibliothek für Blinde und Sehbehinderte SBS
  • Low Vision International
  • Stiftung David-Dienst Schweiz
  • Apfelschule
  • Cybathlon ETH

Neueintritt

Bei einem Neueintritt einer Bewohnerin, eines Bewohners, wird durch die Fachstelle abgeklärt, ob eine Seh- und/oder Hörbeeinträchtigung besteht. Ist dies der Fall und ist die Person bereits bei Fachstellen eingebunden, wird mit dem Einverständnis der Bewohnenden unverzüglich Kontakt mit den jeweiligen Fachpersonen aufgenommen, um die reibungslose Betreuung sicherzustellen und bei Veränderungen nahtlos handeln zu können.


Vernetzung und Zusammenarbeit

Ist die betroffene Person noch nirgends eingebunden, wird mit ihrem Einverständnis abgeklärt, mit welcher Beratungsstelle Kontakt aufgenommen werden soll. Sei dies eine Low-Vision-Abklärung bei der Sehhilfe Zürich oder bei Sichtbar Zürich; eine Beratung mit anschliessender Anfertigung und Einstellung von Hörgeräten bei Meiers Hörwelt (einem Akustiker, der Hausbesuche an der Mühlehalde macht) oder eine Anmeldung bei SZTAUBBLIND mit anschliessender Zusammenarbeit mit den jeweiligen Orientierungs- und Mobilitäts-TrainerInnen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Die Fachstelle tauscht sich bei Vorliegen einer Einverständniserklärung mit den Fachpersonen der jeweiligen Organisationen regelmässig aus. Der Status Quo, bereits Erlerntes und weitere Ziele werden besprochen. Dies ermöglicht eine optimale Unterstützung der Betroffenen im Alltag.

Unsere interprofessionellen Leitsätze

Interprofessionalität ist gekennzeichnet durch eine effiziente Zusammenarbeit von Personen unterschiedlicher Berufsgruppen in einem Team.

Unsere Leitsätze hierfür sind:

  • Kommunikation und Interaktion
  • Begegnungen und Räumlichkeiten
  • Architektur und Ausstattung

Diese Leitsätze leben wir im Hause und alle Mitarbeitende der Stiftung Mühlehalde durchlaufen interne Schulungen um den Standard laufend hoch zu halten. Im Detail bedeutet dies:

Kommunikation und Interaktion
Das Gegenüber wird immer mit Namen angesprochen, der eigene Name wird ebenfalls genannt und das Weggehen angekündigt. Jegliche Handlungen werden verbal zum Ausdruck gebracht. Sollte körperliche Kontaktaufnahme notwendig sein, wird dies zuvor angekündigt. Räumlichkeiten werden beschrieben, andere anwesende Personen erwähnt.

Begegnungen und Räumlichkeiten
Die persönliche Ordnungsstruktur im Bewohnerzimmer wird festgelegt und verbindlich beibehalten. Beim Vorbeigehen wird ausreichend Abstand gehalten und das Tempo reduziert, bei Kontakt mit anderen, nicht sehenden Menschen muss verbal vermittelt werden.

Architektur und Ausstattung
Alle Abteilungen, das Treppenhaus, die Dachterrasse und der Garten sind mit orangen Handläufen ausgestattet. Die beiden Lifte geben via Sprachausgabe das jeweilige Stockwerk bekannt. Das Tagesprogramm wird auf Band gesprochen und kann per Telefon jederzeit abgehört werden. Die Lichtquellen im Bewohnerzimmer werden nach den Bedürfnissen der Bewohnenden eingerichtet. In Gemeinschaftsräumen werden Lösungen und Kompromisse in der Gruppe gemeinsam getroffen. Reflektierende Flächen werden vermieden. Lichteinfall durch das Fenster wird bei der Sitzplatzwahl berücksichtigt. Der Zugang zur nächsten Haltestelle des öffentlichen Verkehrs ist blindenspezifisch gestaltet (taktile Linien Haltestelle – Haupteingang durchgehend, gesicherter Fussgänger-Übergang, barrierefreie Haltestelle Schlyfi Bus Nr. 31).


Alltägliche Unterstützung

Im Alltag steht die Fachstelle allen Bewohnenden zur Verfügung. Beratung, Bestellen, Unterhalt und kleinere Reparaturen von Hilfsmittel für sehbehinderte oder blinde Menschen, Vermittlung an Beratungs- und Fachstellen deckt die Fachstelle ebenfalls ab.


Interne Schulungen

Mehrmals pro Jahr organisiert die Fachstelle eine interne Pflichtschulung für das ganze Personal zum Thema Blindenwesen und Sehbehinderung. Mittels diesem Basiswissen wird ein fachgerechter Umgang für betroffene Menschen angestrebt. Durch diese Sensibilisierung werden Veränderungen bei den Bewohnenden rasch durch das interprofessionelle Personal erkannt, an die Fachstelle weitergeleitet und von dort aus Lösungen angestrebt. Zudem wird das Pflegepersonal regelmässig im Umgang mit Hörgeräten geschult. Weitere Schulungen, Kurzinputs und Teilnehmen an Studien rund um das Thema Seh- und Höreinschränkung werden sowohl für das Personal, als auch für die Bewohnenden aufs Jahr verteilt organisiert und angeboten.

Ausbaumöglichkeiten

Die Vernetzung mit den verschiedenen Organisationen ermöglicht einen stetigen Ausbau des bereits existierenden Angebotes. Dies macht es auch für junge, noch am Leben aktiv teilnehmende Menschen attraktiv, in der Mühlehalde zu wohnen.
Menschen mit einer Seh- und/oder Höreinschränkung sollen sich in der Stiftung Mühlehalde verstanden fühlen und trotz dieser Herausforderungen in ihrer Selbständigkeit und Selbstbestimmung gefördert werden. Damit dies gelingen kann, werden die in den Schulungen erlernten und mitgeteilten Handlungsgrundsätze in den Alltag konsequent eingebunden.

Projekte

Wir bauen die Kompetenzen und Angebote der Fachstelle laufend aus. Unsere aktuellen Projekte sind:

  • Ausstellungs- und Übungsraum für Hilfsmittel; Was für Geräte und Lösungen gibt es, was kann wie bedient werden und ist es zweckmässig für die betroffene Person.
  • Erzählkaffee; Lebensgeschichten und Erfahrungen austauschen. Moderation durch Fachperson, für die Förderung der sozialen Kontakte und gegen entstehende Einsamkeit.
  • Hörfilm; Aufführungen mit Kino-Sound-Atmosphäre (raumfüllendem Klang und Ton). Aktuelle und klassische Filme, in welchen die nur sichtbaren Handlungen akustisch erzählt werden.
  • Informations- und Schulungstag für moderne Kommunikations- und Hilfsmittel. Wobei können Smartphones unterstützen (z.B. Texte vorlesen, Raum und Personen beschreiben).